Von Rattenlinien und Nazigeldern
Verlag Assoziation-A, Berlin 2004, 144 Seiten, EUR 10,-
Der Mythos: Bei Kriegsende liegt das Reich in Schutt und Asche, und nach wenigen Jahren blühen industrielle Landschaften. So liefert, nach Kriegsende, der „fleißige Deutsche“ den späten Beweis seiner Überlegenheit. Bei der Auferstehung geholfen haben die amerikanischen Freunde, mit Carepaketen und Marshallplan.
Tabu ist die Frage, ob beim deutschen Wirtschaftswunder nicht die Gewinne der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie geholfen haben? Sie stammen aus der „Arisierung“ des jüdischen Vermögens, aus dem Zahngold der KZs, aus der Ausbeutung der Arbeitskraft der ZwangsarbeiterInnen, aus der Plünderung der Zentralbanken und der Einverleibung der Fabriken in den besetzten Ländern. Man weiß, diese Gewinne wurden in der Schweiz versteckt.
Man weiß nicht, wie diese Gewinne in den produktiven Kreislauf der Nachkriegswirtschaft geleitet wurden. Washington brauchte den jungen Bonner Staat als Bollwerk im Kalten Krieg, der Aufbau der Bundeswehr musste finanziert und der Kredit aus dem Marshallplan samt Zinsen zurückgezahlt werden. Woher sollten die Deutschen dieses Kapital nehmen, wenn nicht aus den vor 1945 versteckten Schatullen?
Die in Buenos Aires lebende Autorin Gaby Weber hat jahrelang recherchiert, u.a. in der argentinischen Zentralbank, dem Innenministerium, der Fremdenpolizei. Ihr Ergebnis: Nazigeld wurde über den Umweg Zürich und Buenos Aires gewaschen. Mit fingierten Zahlungen, geschmuggeltem Bargeld und der Ausnutzung der Differenz zwischen dem offiziellen und dem parallelen Wechselkurs. Regie führte Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Eines dieser Unternehmen war: Daimler-Benz.
„Wenn Sie das Geldwäsche nennen …“ – erzählt der Strohmann der Deutschen, Jorge Antonio, rechte Hand von Präsident Juan Domingo Perón. Er erhielt vom Daimler-Benz-Vorstand Listen angeblicher „Experten“, die er in seiner 1951 gegründeten Fabrik, Mercedes Benz Argentina, einstellen musste, darunter hohe Nazis und Kriegsverbrecher wie Adolf Eichmann. Der Preis für den Technologietransfer.